3. Feldnotiz: Ein Tag mit Don Lolo

Las Latas y las Lajas, irgendwann Ende März 2008 

Nachdem wir eine kleine Siesta in der Hängematte gehalten haben, fragte Don Lolo mich ob ich ihn ins Nachbardorf Las Yucas begleiten möchte. Er könne dort ein Ferkel abholen, welches ihm versprochen wurde. Wir sind seit einer Stunde unterwegs. Vom seinem Haus aus sind wir dann quer durch Las Latas-Lajas gelaufen und sind dann in den Wald – oder was davon noch übrig ist – abgebogen. Dann quer durch das Feld. Die Hitze ist um drei Uhr Nachmittags unerträglich und ich schwitze vor mich hin, kann kaum mithalten.

Don Lolo, so nennen ihn hier die meisten. Mit vollem Namen heisst er José Dolores Roja Lolo-Morerra. Don Lolo freut sich jedesmal, wenn er mich auf dem Feld antrifft und wir uns über das Wetter und sein Leben unterhalten. Und er konnte es fast nicht glauben, als ich ihn fragte, ob ich einen Tag mit ihm verbringen dürfe. Natürlich durfte ich.

Mit 84 Jahren gehört Don Lolo zu den Gründern von La Ceiba. Als er vor rund 60 Jahren hier angekommen war, lebten hier nur eine handvoll Personen in einfachen Hütten und einen Brunnen gab es nicht. Damals seien sie noch jeden Tag sieben Kilometer zum nächsten Fluss gelaufen um Wasser zu holen. Später habe er dann mit einem Kollegen im Dorf ein «Ojo de Agua» (Wasser, das aus einem Felsen quelt) entdeckt. Und vor zwanzig Jahren hätten dann Ingenieure von der UCA (Universidad Centroamerica)  im Nachbarsdorf einen Brunnen gebaut und eine Wasserleitung zu einem Tank hier gezogen.

Heute muss Don Lolo das Wasser nicht mehr selber holen. Er hat sein Vieh vor einigen Jahren verkauft und jetzt bringt ihm jeweils einer seiner Söhne Wasser vom nahegelegenen Brunnen. Don Lolo geht aber immer noch jeden Morgen auf sein Feld und arbeitet drei, vier Stunden lang. Jetzt im Sommer repariert er den Zaun und pflückt die reifen Platanos. Bald kommt die Regenzeit, dann wird er Yucas (eine Kartoffel-ähnliche Wurzel), Bohnen und Platanos aussähen. Auf dem Heimweg sammelt er dann dörres Holz und trägt es in die Küche.

Zum Mittagessen tischt uns seine 94 jährige Frau einen Teller mit Reis, Bohnen und Avocado auf. Das gibt es hier eigentlich immer. Zum Frühstück, Mittag- und Abendessen. Nur selten gibt es Fleisch. Das Reis, Öl, Salz und Kaffee bringt ihm einer seiner Söhne, wenn dieser jeweils in die nächstgelegene Stadt Ciudad Sandino fahre um dort Brennholz zu verkaufen. Und wenn nicht, dass mache er sich halt selbst auf den Weg, es seien nur drei Stunden Fussmarsch.

Lieber Gruss aus Nicaragua,
André Urech.

 

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Mit einem solchen Lächeln wurde ich am Morgen empfangen.